Der Regen vom Vormittag hatte nachgelassen.
Nach dem Mittag spürte ich eine leise Unruhe und machte mich auf den Weg.
Nicht nur zehn Minuten und zehn Stationen,
sondern auch noch zum Amtsgericht, das stadteinwärts liegt —
ein kleiner Umweg, der sich wie ein Versuch anfühlte, den Tag zu ordnen.

Auf dem Weg zur Bushaltestelle sah ich wieder die Laterne und den Kran. Die Laterne brannte, der Kran ruhte dunkel daneben. Sie standen da wie zwei, die ihr Gespräch vom Vortag fortsetzen, ohne sich beeilen zu müssen.
Die zehnte Station war die Wiesenstraße, obwohl hier schon lange keine Wiesen mehr sind. Nur der Name erinnert an etwas, das verschwunden ist.
Vom Kanal aus ging ich in Richtung Innenstadt zurück,
um den Baum mit orangen Punkt zu suchen, den man fast gefällt hatte.
Er stand dort wie jemand, der schon gestürzt war
und nun leise versucht, wieder Halt zu finden.
Auf dem Weg zum Amtsgericht verlief ich mich
und stand unvermittelt vor dem Sozialgericht und dem Landgericht.
Auf den regennassen, glänzenden Steinen stand das Wort Ende,
als hätte jemand es hastig auf den Boden geschrieben
und dann liegengelassen.
Vom Amtsgericht ging ich weiter in den Schlossgarten. Ein stiller Übergang, der nichts forderte — nur einen Schritt nach dem anderen.
Im Schlossgarten standen drei gewaltige Nadelbäume,
so hoch, dass sie ihre eigene Nacht formten.
Ein Rabe zog über ihre Kronen,
mit einem Flug, der eher einer Frage glich
als einer Bewegung.
In der Nähe lag ein Beet mit einem kleinen Schild,
darauf eine einfache Zwiebel.
Ein zurückhaltendes Zeichen der Gärtner:
Hier sind wir fertig.
Der Duftschneeball selbst blühte unerwartet weich,
ein süßer Duft im Dezember,
an dem sonst alles kalt wirkt
und nur nach Nässe riecht.
Oberhalb des duftenden Schneeballs lag etwas Moos
und ein gebogener Zweig,
der wie ein kleines Fabelwesen aufrecht vor mir stand,
mit angedeuteten Ohren,
als hätte der Zufall kurz eine Figur erschaffen
und sie im nächsten Moment wieder zurückgenommen.
Nicht weit davon ruhten die Blätter der riesigen Sommerpflanzen,
jetzt zu stattlichen Haufen zusammengeschoben,
als hätten sie ihr Gewicht im Winter
einfach abgelegt.
Auf dem Heimweg traf ich wieder auf die Laterne und den Kran.
Doch diesmal war der Kran derjenige, der leuchtete,
während die Laterne im Dunkel stand,
obwohl die Dämmerung längst begonnen hatte.
Es wirkte, als hätten beide für einen Moment
ihre Rollen vertauscht
und führten nun ein anderes Gespräch,
eins, das nur dieser Abend hören konnte.