Regen

plus Amtsgericht

Der Regen vom Vormittag hatte nachgelassen. Nach dem Mittag spürte ich eine leise Unruhe und machte mich auf den Weg. Nicht nur zehn Minuten und zehn Stationen, sondern auch noch zum Amtsgericht, das stadteinwärts liegt — ein kleiner Umweg, der sich wie ein Versuch anfühlte, den Tag zu ordnen. Auf dem Weg zur Bushaltestelle sah ich wieder die Laterne und den Kran. Die Laterne brannte, der Kran ruhte dunkel daneben. Sie standen da wie zwei, die ihr Gespräch vom Vortag fortsetzen, ohne sich beeilen zu müssen. ...

9. Dezember 2025
Punkte

Doch noch raus...

Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten, als ich mich endlich zum Aufbruch zwang. Der Bus nahm mich mit aus der Stadt heraus, als wüsste er besser als ich, wohin es mich führen sollte. Für einen Sonntag war er erstaunlich belebt, und ich fühlte mich darin zugleich fremd und getragen. Zehn Stationen später stand ich zwischen Orten, die weder Stadt noch Land sein wollten. Weihnachtslichter blinkten aus Fenstern, die mich nicht kannten. Andere Häuser wirkten verlassen, als hätten sie längst aufgegeben. ...

7. Dezember 2025

Eigentlich ...

Eigentlich sollte ich längst unterwegs sein. Ein Schritt zur Tür, ein Griff zur Jacke, und doch bleibe ich stehen. Etwas hält mich zurück – kleine Arbeiten, unfertige Aufgaben, Dinge, die plötzlich wichtiger wirken als sie sind. Ich sollte einen Bus nehmen, zehn Stationen fahren, einfach losfahren. Aber ich tue es nicht. Vielleicht ist es der Regen. Vielleicht sind es die vielen Möglichkeiten, die sich wie Wege ohne Richtung vor mir ausbreiten. Stadt einwärts oder stadtauswärts? Und wenn ich ankomme, wie lange bleibe ich dann? Ich weiß es nicht, und gerade dieses Nichtwissen lähmt mich mehr als jede Entscheidung. ...

7. Dezember 2025
Lambertikirche

Los geht es!

Für den ersten Tag nehme ich die Haltestelle, die wir sonst für Stadt und Bahnhof verwenden. Zehn Stationen später erreiche ich den Weihnachtsmarkt. Ich wusste, dass ich hier landen würde, und trotzdem begleitet mich eine leise Unsicherheit, wie ich mich mit der Kamera in diesem Raum bewegen soll. In der Menge zu fotografieren gelingt mir nicht. Also tue ich es erst, als ich mich entferne: das Leuchtschild, der Kirchturm – Dinge, die sich nicht wehren. ...

2. Dezember 2025

Die Projektidee

Manchmal sehne ich mich nach der Ruhe des Bus- und Bahnfahrens, nach dieser Bewegung, die mich trägt, ohne dass ich etwas tun muss. Doch obwohl mir dieses Unterwegssein fehlt, mache ich es selten. Vielleicht, weil selbst Einfaches eine Entscheidung verlangt. So entstand die Idee: zehn Minuten zur Haltestelle gehen, zehn Stationen fahren, zehn Minuten fotografieren oder ein 10mm-Objektiv nutzen oder ??? Die dritte „Zehn“ bleibt unbestimmt, wie vieles in meinem Leben— und vielleicht ist gerade das notwendig. Eine kleine Struktur, die mir hilft, mich wieder auf das Sehen einzulassen. ...

1. Dezember 2025